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Jurisprudence

Rechenschaftspflicht

Qualitative und quantitative Anforderungen an die Schlussfolgerungen

In seinem Urteil 4A_287/2020 vom 24. März 2021 befasst sich das Bundesgericht mit der Frage der Vollstreckung einer Entscheidung über die Rechenschaftsablage und gibt drei Vorsichtsmaßnahmen an: Die durchzuführenden Schlussfolgerungen müssen präzise und möglich sein und durch die Entscheidung in der Sache abgedeckt werden. Eine Gesellschaft und eine Bank waren durch eine Reihe von Bankverträgen, insbesondere für den Kauf und Verkauf von Optionen, sowie durch einen Lombardkredit, der zu strittigen Margin Calls führte, verbunden. Dieser Rechtsstreit hat bereits zu zwei[...]

Bankgarantie

Unbestimmte Bezeichnung des Auftraggebers

In einem Urteil 4A_223/2020 vom 30. Oktober 2020 zu einer Bankgarantie hat das Bundesgericht die Frage geprüft, welche Folgen eine ungenaue Bezeichnung des Auftraggebers im Zahlungsantrag des Begünstigten hat und welche Folgen es hat, dass in der Bürgschaft als Vertragspartei des Grundgeschäfts nicht der Auftraggeber, sondern eine Schwesterfirma des Auftraggebers bezeichnet wurde. Eine unabhängige Bürgschaft war von einer in Österreich ansässigen Bank auf Anweisung einer in Österreich ansässigen Gesellschaft mit beschränkter Haftung («aa.bb cc___GmbH, Österreich», der Auftraggeber) zugunsten einer Schweizer[...]

Internationale Amtshilfe in Strafsachen

Beschlagnahmte und begehrte Gelder

In einem Urteil vom 16. Oktober 2020 (RR.2019.349+RR.2019.350+RR.2019.351) analysiert das Bundesstrafgericht (BStGer) die Voraussetzungen, unter denen eine Bank, die einen Anspruch auf rund 37 Millionen US-Dollar auf Konten in ihren Büchern macht, deren Herausgabe an einen ausländischen Staat verweigern kann. Im Rahmen eines Strafverfahrens, das insbesondere wegen Börsendelikten geführt wurde, haben die Vereinigten Staaten über das Department of Justice mehrere internationale Rechtshilfeersuchen in Strafsachen an die Schweiz gerichtet, darunter eines vom Februar 2017, mit dem die Herausgabe von Vermögenswerten beantragt[...]

Reklamationsklausel

Verspätete Einwendung gegen Bankgeschäfte

Unter welchen Voraussetzungen ist eine Reklamationsklausel wirksam? In einem Urteil vom 1. Dezember 2020 befasst sich das Genfer Gericht mit dieser Frage im Zusammenhang mit einem Fall, in dem eine Kundin angeblich ohne ihre Anweisung durchgeführte Transaktionen verspätet beanstandet hatte (ACJC 1747/2020, rechtskräftig). Die Kundin, die Finanzwissenschaften studiert und bei einer Bank in England gearbeitet hatte, eröffnete ein Konto in Genf. Sie erteilte der Bank keinen Vermögensverwaltungs- oder Anlageberatungsauftrag. Sie unterzeichnete die Vertragsunterlagen, die insbesondere eine Restbankklausel und eine Reklamationsklausel[...]

Nemo tenetur

Mitwirkungspflicht und Schweigerecht

Erlaubt das Recht, nicht zur eigenen Strafverfolgung beizutragen, die Verweigerung der Zusammenarbeit mit einer europäischen Finanzmarktaufsichtsbehörde? In einem Urteil vom 2. Februar 2021 (C‑481/19) befasst sich der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) mit dieser Frage im Zusammenhang mit der Verordnung Nr. 596/2014 über Marktmissbrauch. Die Commissione Nazionale per le Società e la Borsa (Consob), die italienische Börsenaufsichtsbehörde, verhängt gegen eine natürliche Person eine Geldstrafe in Höhe von 50'000 Euro. Diese hatte sich geweigert, die ihr von der Behörde gestellten Fragen[...]

Geldwäscherei

Verurteilung eines Compliance Officers wegen fahrlässiger Verletzung der Meldepflicht

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil vom 11. Januar 2021 bestätigte das Bundesgericht (BGer) die Verurteilung des Leiters der Compliance-Abteilung für die Westschweiz einer Bank wegen fahrlässiger Verletzung der Meldepflicht bei Verdacht auf Geldwäscherei (Art. 37 Abs. 2 GwG) zwischen dem 16. Mai und dem 6. Juni 2011 (6B_786/2020). Diese Person, die wir Arthur nennen werden, war zunächst durch einen Strafbefehl des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD) verurteilt worden, dann vom Strafkammer des Bundesstrafgerichts (BStGer) freigesprochen worden (SK.2018.32) und schliesslich vom Appellationsgericht[...]

Zukunftsbeweis

Klarstellung des Sachverhalts vor einem Prozess ?

Wie lassen sich die Erfolgsaussichten einer Klage gegen eine Vermögensverwaltungsgesellschaft einschätzen? Ein kürzlich ergangenes Genfer Urteil öffnet dank des Zukunftsbeweises die Tür für ein gerichtliches Gutachten (Zivilkammer des Gerichtshofs vom 14. Dezember 2020 ACJC/1791/2020). Beginnen wir mit einem kurzen rechtlichen Überblick, bevor wir zu den Fakten dieses Urteils kommen. Gemäss Art. 158 ZPO ermöglicht das Beweisverfahren dem Gericht, Beweismittel in einem von einem Hauptverfahren unabhängigen Verfahren zu erheben. Dank der so erlangten Beweismittel kann der Antragsteller nicht nur seine Erfolgsaussichten[...]

Vermögensverwaltung

Eine wichtige Bestätigung für die Anlagestrategie

In einem Urteil vom 14. Januar 2021 (4A_556/2019) hat das Bundesgericht die Frage geprüft, ob die Bestätigung einer Portfoliobewertung durch den Kunden eine stillschweigende Änderung des Anlageprofils darstellt. Im November 2010 erteilt eine Gesellschaft nach panamaischem Recht einer Schweizer Bank einen Verwaltungsauftrag. Sie vereinbaren, dass die Verwaltung konservativ gemäss dem vorgedruckten Formular «Investment instructions for management mandates» erfolgt. Nach einem Leistungsrückgang verlangt der wirtschaftlich Berechtigte (ADE) der Gesellschaft, der über eine Zeichnungsberechtigung für das Konto verfügt, jedoch eine Steigerung der[...]