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Jurisprudence

Ausbleibende Rückzahlung

Mehrere Optionen, die der Bank zur Verfügung stehen

Im Urteil ACJC/201/2024 vom 13. Februar 2024 bestätigt der Genfer Gerichtshof die Gültigkeit einer Klausel zum Ausschluss des Vorteils der realen Diskussion (beneficium excussionis realis), nach der die Bank frei wählen kann, ob sie gegen den Kunden persönlich vorgeht (und damit sein gesamtes Vermögen angreift) oder die verpfändeten Vermögenswerte auf seinem Bankkonto verwertet. Die Fakten sind wie folgt: Am 4. Mai 2013 schließt ein saudi-arabischer Kunde eine Rahmenvereinbarung über Kreditfazilitäten und eine Verpfändungsurkunde ab, in der er alle seine bei[...]

Aufsicht über Versicherungsunternehmen

Comparis muss als Versicherungsvermittler qualifiziert werden

Das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) bestätigt, dass comparis.ch AG (Comparis) aufgrund der angebotenen Dienstleistungen als Versicherungsvermittler im Sinne von Art. 40 Abs. 1 VAG zu qualifizieren ist und sich somit im öffentlichen Register der FINMA für ungebundene Versicherungsvermittler eintragen lassen muss (Urteil B-5886/2023 vom 5. Juli 2024). Im September 2023 entscheidet die FINMA, dass Comparis ein Versicherungsvermittler im Sinne von Art. 40 VAG ist und weist sie an, sich in das Register der ungebundenen Versicherungsvermittler einzutragen. Comparis legte beim BVGer Beschwerde ein,[...]

E-Forex Vertrag

Die Bank muss die Verluste des Kunden nachweisen

Wenn die Bank die Positionen des Kunden auflöst und ein negativer Saldo entsteht, muss die Bank diese Verluste beweisen. Andernfalls beweist die Bank nicht, dass ihre Forderung gegen den Kunden besteht (Urteil 4A_301/2023 vom 16. Juli 2024). Im Jahr 2011 nutzte ein Kunde die Computerplattform einer Waadtländer Bank, um auf die Veränderung des USD/CHF-Kurses zu spekulieren. Am 15. Januar kündigt die SNB an, dass sie den CHF/EUR-Mindestkurs aufgibt. Dies löst Panik aus und macht den CHF/USD-Markt vorübergehend illiquide. Gemäss den[...]

Vereinbarung über einen Vergleich

Analyse der Tragweite einer Vertraulichkeitsklausel

In einem kürzlich ergangenen Urteil 4A_26/2024 vom 11. Juni 2024 hatte das Bundesgericht über die Auslegung einer Vertraulichkeitsklausel zu entscheiden, die in einer Vergleichsvereinbarung zwischen einer Bank und einem Privatdetektiv enthalten war. Die Schlüsselfrage lautete konkret: Wollten die Parteien geheime Informationen im formellen oder materiellen Sinne schützen? 2019 ist ein im Bereich Ermittlungs- und Sicherheitsdienstleistungen tätiges Unternehmen in den "Fall Khan" verwickelt, bei dem bekannt wird, dass Herr Khan - ein ehemaliger leitender Angestellter der Credit Suisse - von Privatdetektiven[...]

Fristlose Entlassung

Verletzung der Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäsche in einer Bank

Das Bundesgericht bestätigt die fristlose Entlassung eines Angestellten, die aufgrund seiner leichtfertigen Anwendung der Anti-Geldwäscherei-Regeln der Bank ausgesprochen wurde (Urteil 4A_67/2023 vom 12. Juni 2024). Der Angestellte arbeitete seit Juli 2012 in der panamaischen Niederlassung einer Tessiner Bank. Er erhält zwei Verwarnungen, eine erste am 19. Juni 2015 nach einem Wutausbruch gegenüber einem Mitarbeiter der Abteilung Legal & Compliance und eine zweite am 24. Juli 2017 wegen seiner leichtfertigen Anwendung der Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäscherei, insbesondere im Rahmen einer[...]

Retrozessionen und execution only Mandate

Wenn schon kein Urknall, so doch nützliche Klarstellungen

Das Bundesgericht hat sein Urteil (BG 4A_601/2021 vom 8. September 2022) in einem Fall gefällt, der von den Praktikern mit einer gewissen Spannung verfolgt wurde, ohne jedoch eine bundesgerichtliche Antwort auf die Frage zu geben, ob Retrozessionen, die im Rahmen eines Execution-Only-Verhältnisses erhalten werden, der Rückerstattungspflicht unterliegen (oder nicht). Die Spannung war groß, da das Bundesgericht die Gelegenheit hatte, sich zum ersten Mal, soweit wir wissen, mit dem Umfang der Rückerstattungspflicht von Retrozessionen im Falle eines Execution-Only-Verhältnisses zu befassen. In[...]

Zivilrechtliche Adhäsionsansprüche im Strafverfahren

Ausschluss von vertraglichen Ansprüchen und Unterbrechung der Verjährung

Der Spätsommer war geprägt von zwei zur Publikation bestimmten Urteilen des Bundesgerichts zu Zivilansprüchen durch Beitritt zum Strafverfahren (6B_1310/2021, zusammengefasst in Lawinside.ch/1231 und 4A_417/2021, kommentiert in Lawinside.ch/1232). Diese Rechtsprechungen sind von praktischer Bedeutung bei Bankstreitigkeiten, bei denen sich regelmässig die Frage stellt, welches Verfahren Kunden einleiten sollen, um ihre zivilrechtlichen Ansprüche gegen eine Bank und deren Angestellte geltend zu machen. Der Strafrechtsgerichtshof entschied zunächst, dass der Begriff "Zivilklagen" in Art. 122 Abs. 1 StPO nur privatrechtliche Ansprüche umfasst, die sich[...]

Entlassung eines leitenden Angestellten

Wessen Schuld ist es ?

Auf der einen Seite steht der Leiter des US-Desks, der seinen Angestellten, einen leitenden Angestellten, trotz gegenteiliger interner Vorschriften dazu anhält, US-Kunden zu akquirieren. Auf der anderen Seite steht der Manager, der zwar geschult und über die Risiken im Zusammenhang mit US-Personen informiert ist, aber weiterhin in die USA reist, um potenzielle Kunden zu treffen. Nach einem fast vierjährigen Ermittlungsverfahren, in dem Tausende von Vorwürfen erhoben und fast 40 Zeugen befragt wurden, wägt das Bundesgericht die Verfehlungen beider Seiten ab[...]

Kollektive Kapitalanlagen

Eine (willkommene) Klärung der Meldepflicht von Beteiligungen

Das Bundesgericht hat kürzlich die Anwendungsmodalitäten der Normen über die Offenlegung von Beteiligungen an kollektiven Kapitalanlagen (Art. 120 ff. FIDLEG) in einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_546/2020 vom 18. August 2022 geklärt. Es hielt insbesondere fest, dass die Muttergesellschaft einer aus kollektiven Kapitalanlagen bestehenden Gruppe die Beteiligungen der kollektiven Kapitalanlagen konsolidiert offenlegen muss. In diesem Fall ging es um zwei im Ausland ansässige Gesellschaften, die im Bereich der Finanzdienstleistungen tätig waren. Das erste (das kontrollierte Unternehmen) mit Sitz in den[...]

Geldwäscherei

Eine unrechtmäßige Handlung, die den Weg für schuldbetreibungsrechtlichen Arrest ebnet ?

Kann der Geschädigte einer Geldwäschereihandlung eines ausländischen Schuldners den SchKG-Arrest von in der Schweiz belegenen Vermögenswerten verlangen? Im zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 5A_709/2018 prüft das Bundesgericht die Voraussetzung einer ausreichenden Verbindung der Forderung mit der Schweiz als Voraussetzung für die Zulässigkeit des Arrests gemäss Art. 271 Abs. 1 Ziff. 4 SchKG. Im Rahmen eines Strafverfahrens in Italien wird Marc wegen Veruntreuung (appropriazione indebita) angeklagt, weil er mehr als EUR 100 Mio. veruntreut hat, indem er die Zahlung für Fernsehübertragungsrechte zu[...]

Informationspflicht gegenüber Dritten

Bundesgericht gibt der ESTV (erneut) Recht

Muss die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) Personen, die von einem internationalen Amtshilfegesuch betroffen, aber nicht direkt betroffen sind (sog. "Dritte"), von Amtes wegen informieren? Vielleicht haben Sie beim Lesen dieser Frage ein "Déjà-vu". Und das zu Recht. Die Pflicht der ESTV, Dritte zu informieren, war bereits Gegenstand mehrerer Entscheidungen, die auf dieser Website kommentiert wurden (vgl. not. BGE 143 II 506, kommentiert in cdbf.ch/982/ und 2C_310/2020, kommentiert in cdbf.ch/1169/). Mit dem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_825/2019 (BGE 148 II 349) entscheidet[...]

Bankkonkurs

Die betrügerische Absicht und ihre Erkennbarkeit

In einem Urteil 5A_13/2022 untersucht das Bundesgericht, ob der Begünstigte von Forderungen, die - im Rahmen eines Bankkonkurses - geltend gemacht wurden, die betrügerische Absicht der Bank in Anwendung von Art. 288 SchKG hätte erkennen können oder müssen. Anne ist Kundin der Banque Privée Espírito Santo (Suisse) SA mit Sitz im Kanton Waadt. Dieses Institut gehört zur Espírito Santo Gruppe, zu deren Gründerfamilien auch Annes Familie gehört. Im Laufe des Jahres 2014 geriet ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen der Gruppe[...]

Recht auf Einsichtnahme

Die Grenzen von Art. 8 DSG werden bestätigt

2012 wurde Art. 8 des Datenschutzgesetzes (DSG), der den Zugang zu seinen persönlichen Daten ermöglicht, als potenzielle "neue Waffe" für den Kunden gesehen, der Informationen von seiner Bank erhalten möchte (Fischer in cdbf.ch/821/). In den Jahren 2020 und 2021 schränkte das Bundesgericht dieses Recht auf Zugang ausdrücklich ein. In dem hier besprochenen Urteil bestätigt der Genfer Gerichtshof die Grenzen von Art. 8 DSG, als eine Kundin versuchte, sich darauf zu berufen, um Zugang zu verschiedenen Informationen ihrer Bank zu erhalten[...]

Bankhaftung

Elektronischer Forex-Handel mit Hebelwirkung

Das Bundesgericht bestätigte in einem Urteil vom 21. April 2022 (4A_412/2021) ein Urteil des Kantonsgerichts des Kantons Waadt, in dem die Klage eines Kunden gegen eine Bank bezüglich Devisengeschäften mit einem sehr hohen Hebel (1:100) abgewiesen wurde, die nach der Aufgabe des CHF/EUR-Mindestkurses am 15. Januar 2015 zu Verlusten führten. Der Rechtsstreit gliedert sich hauptsächlich in die folgenden vier Bereiche. I. Die Qualifizierung der vertraglichen Beziehung Der Kunde beschuldigte die Bank, ihn nicht zur Unterzeichnung eines e-Forex-Vertrags veranlasst zu haben,[...]

Margin Call

Res iudicata eines ersten Urteils und die anschließende Teilklage auf Schadensersatz

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 4A_525/2021 präzisiert das Bundesgericht den Umfang der Rechtskraft eines ersten Urteils im Rahmen eines zweiten Prozesses über eine Teilklage auf Schadenersatz, die eine Kundin gegen ihre Bank erhoben hatte. Infolge von Turbulenzen auf den Finanzmärkten im Jahr 2018 unterliegen die von einem Unternehmen bei einer Schweizer Bank gehaltenen Devisenpositionen erheblichen Wertschwankungen, was zu einer unzureichenden Deckung des Kontos führt. Am 10. August 2018 richtete die Bank eine Margin-Forderung an das Unternehmen, das dieser nicht[...]

Diebstahl von Bankdaten und Geldwäsche

Verurteilung eines ehemaligen Bankangestellten

In einem Urteil 6B_45/2021 vom 27. April 2022 bestätigte das Bundesgericht die (in Abwesenheit ausgesprochene) Verurteilung eines ehemaligen Bankangestellten - wir nennen ihn Albert - wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes (Art. 273 StGB) und Geldwäscherei (Art. 305bis StGB). Kurz gesagt wurde Albert vorgeworfen, zwischen 2005 und 2012 Kundendaten gesammelt und gestohlen zu haben, bevor er sie im Sommer 2012 an die deutschen Behörden verkaufte. Anschließend eröffnete er im August 2012 ein Konto bei einer Bank in Spanien und zu einem unbestimmten Zeitpunkt[...]

Rechenschaftspflicht

Der zweite Akt des Rechts auf Information

Welche Informationen kann eine Kundin von ihrer Bank in einem Streitfall über einen Margin Call erhalten? Das Bundesgericht hatte sich kürzlich im Urteil 4A_599/2019 (kommentiert in cdbf.ch/1190/) mit dieser Frage befasst. Nun sieht es sich im Urteil 4A_436/2020, das denselben Sachverhaltskomplex betrifft, erneut mit dieser Frage konfrontiert. Im Oktober 2012 eröffnete eine libanesische Gesellschaft ein Konto bei einer Schweizer Bank. Die Kundin investiert in "hausgemachte" OTC-Optionen und strukturierte Produkte, die von der Bank, die auch als Gegenpartei fungiert, konzipiert und[...]

Rechenschaftspflicht

Welche Verpflichtungen hat der Geber von Retrozessionen ?

Das Bundesgericht hat kürzlich den Umfang der Rechenschaftspflicht einer Bank gegenüber ihrem Kunden untersucht, und zwar nicht im Zusammenhang mit Retrozessionen, die die Bank erhalten hat (eine Frage, die Gegenstand einer umfangreichen Rechtsprechung war, siehe cdbf.ch/1145), sondern im Zusammenhang mit Retrozessionen, die die Bank an einen Dritten gezahlt hat (BGer 4A_436/2020 vom 28. April 2022). Dieses Urteil steht im Zusammenhang mit den vertraglichen Beziehungen, die eine libanesische Gesellschaft (Kundin) mit einer Schweizer Bank (execution only-Beziehung) und mit einer libanesischen Bank[...]

Real Estate Asset Swap

Eine eigene steuerneutrale Umstrukturierung für Vorsorgeeinrichtungen

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_380/2021 vom 28. Februar 2022 untersucht das Bundesgericht einen Fall, in dem mehrere Immobilien von einer Einrichtung der beruflichen Vorsorge auf eine Investmentstiftung übertragen wurden, deren Anleger ausschließlich aus Vorsorgeeinrichtungen bestehen. Eine Vorsorgeeinrichtung besitzt einen umfangreichen Immobilienbestand, insbesondere im Kanton Zürich. Sie möchte ihren Immobilienbestand auf eine Anlagestiftung - die ebenfalls der beruflichen Vorsorge gewidmet ist - übertragen und dafür Beteiligungsrechte am Vermögen der Stiftung erhalten. Die Transaktion wird in Form einer Vermögensübertragung (Art.[...]

Standby Letter of Credit

Betrug, Strafprozess und Aussetzung des Zivilverfahrens

In einem Urteil 4A_66/2022 vom 25. März zu einem Standby-Akkreditiv entschied das Bundesgericht, dass die Existenz eines Strafprozesses, der sich potenziell gegen den Begünstigten des Standby-Akkreditivs richtet, eine Aussetzung des Zivilprozesses rechtfertigt, in dem die Begründetheit der Forderung nach dem Standby-Akkreditiv geklärt werden soll. Eine Bank wurde beauftragt, mehrere Standby-Akkreditive ("LCS") an einen langjährigen Kunden auszustellen. Ziel war es, dem Begünstigten die Zahlung des vereinbarten Preises für Kohlelieferungen durch C ("C") zu garantieren. Der Begünstigte nahm zwei LCS in Höhe[...]