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Jurisprudence

Entlassung eines leitenden Angestellten

Wessen Schuld ist es ?

Auf der einen Seite steht der Leiter des US-Desks, der seinen Angestellten, einen leitenden Angestellten, trotz gegenteiliger interner Vorschriften dazu anhält, US-Kunden zu akquirieren. Auf der anderen Seite steht der Manager, der zwar geschult und über die Risiken im Zusammenhang mit US-Personen informiert ist, aber weiterhin in die USA reist, um potenzielle Kunden zu treffen. Nach einem fast vierjährigen Ermittlungsverfahren, in dem Tausende von Vorwürfen erhoben und fast 40 Zeugen befragt wurden, wägt das Bundesgericht die Verfehlungen beider Seiten ab[...]

Kollektive Kapitalanlagen

Eine (willkommene) Klärung der Meldepflicht von Beteiligungen

Das Bundesgericht hat kürzlich die Anwendungsmodalitäten der Normen über die Offenlegung von Beteiligungen an kollektiven Kapitalanlagen (Art. 120 ff. FIDLEG) in einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_546/2020 vom 18. August 2022 geklärt. Es hielt insbesondere fest, dass die Muttergesellschaft einer aus kollektiven Kapitalanlagen bestehenden Gruppe die Beteiligungen der kollektiven Kapitalanlagen konsolidiert offenlegen muss. In diesem Fall ging es um zwei im Ausland ansässige Gesellschaften, die im Bereich der Finanzdienstleistungen tätig waren. Das erste (das kontrollierte Unternehmen) mit Sitz in den[...]

Geldwäscherei

Eine unrechtmäßige Handlung, die den Weg für schuldbetreibungsrechtlichen Arrest ebnet ?

Kann der Geschädigte einer Geldwäschereihandlung eines ausländischen Schuldners den SchKG-Arrest von in der Schweiz belegenen Vermögenswerten verlangen? Im zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 5A_709/2018 prüft das Bundesgericht die Voraussetzung einer ausreichenden Verbindung der Forderung mit der Schweiz als Voraussetzung für die Zulässigkeit des Arrests gemäss Art. 271 Abs. 1 Ziff. 4 SchKG. Im Rahmen eines Strafverfahrens in Italien wird Marc wegen Veruntreuung (appropriazione indebita) angeklagt, weil er mehr als EUR 100 Mio. veruntreut hat, indem er die Zahlung für Fernsehübertragungsrechte zu[...]

Informationspflicht gegenüber Dritten

Bundesgericht gibt der ESTV (erneut) Recht

Muss die Eidgenössische Steuerverwaltung (ESTV) Personen, die von einem internationalen Amtshilfegesuch betroffen, aber nicht direkt betroffen sind (sog. "Dritte"), von Amtes wegen informieren? Vielleicht haben Sie beim Lesen dieser Frage ein "Déjà-vu". Und das zu Recht. Die Pflicht der ESTV, Dritte zu informieren, war bereits Gegenstand mehrerer Entscheidungen, die auf dieser Website kommentiert wurden (vgl. not. BGE 143 II 506, kommentiert in cdbf.ch/982/ und 2C_310/2020, kommentiert in cdbf.ch/1169/). Mit dem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_825/2019 (BGE 148 II 349) entscheidet[...]

Bankkonkurs

Die betrügerische Absicht und ihre Erkennbarkeit

In einem Urteil 5A_13/2022 untersucht das Bundesgericht, ob der Begünstigte von Forderungen, die - im Rahmen eines Bankkonkurses - geltend gemacht wurden, die betrügerische Absicht der Bank in Anwendung von Art. 288 SchKG hätte erkennen können oder müssen. Anne ist Kundin der Banque Privée Espírito Santo (Suisse) SA mit Sitz im Kanton Waadt. Dieses Institut gehört zur Espírito Santo Gruppe, zu deren Gründerfamilien auch Annes Familie gehört. Im Laufe des Jahres 2014 geriet ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen der Gruppe[...]

Recht auf Einsichtnahme

Die Grenzen von Art. 8 DSG werden bestätigt

2012 wurde Art. 8 des Datenschutzgesetzes (DSG), der den Zugang zu seinen persönlichen Daten ermöglicht, als potenzielle "neue Waffe" für den Kunden gesehen, der Informationen von seiner Bank erhalten möchte (Fischer in cdbf.ch/821/). In den Jahren 2020 und 2021 schränkte das Bundesgericht dieses Recht auf Zugang ausdrücklich ein. In dem hier besprochenen Urteil bestätigt der Genfer Gerichtshof die Grenzen von Art. 8 DSG, als eine Kundin versuchte, sich darauf zu berufen, um Zugang zu verschiedenen Informationen ihrer Bank zu erhalten[...]

Bankhaftung

Elektronischer Forex-Handel mit Hebelwirkung

Das Bundesgericht bestätigte in einem Urteil vom 21. April 2022 (4A_412/2021) ein Urteil des Kantonsgerichts des Kantons Waadt, in dem die Klage eines Kunden gegen eine Bank bezüglich Devisengeschäften mit einem sehr hohen Hebel (1:100) abgewiesen wurde, die nach der Aufgabe des CHF/EUR-Mindestkurses am 15. Januar 2015 zu Verlusten führten. Der Rechtsstreit gliedert sich hauptsächlich in die folgenden vier Bereiche. I. Die Qualifizierung der vertraglichen Beziehung Der Kunde beschuldigte die Bank, ihn nicht zur Unterzeichnung eines e-Forex-Vertrags veranlasst zu haben,[...]

Margin Call

Res iudicata eines ersten Urteils und die anschließende Teilklage auf Schadensersatz

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 4A_525/2021 präzisiert das Bundesgericht den Umfang der Rechtskraft eines ersten Urteils im Rahmen eines zweiten Prozesses über eine Teilklage auf Schadenersatz, die eine Kundin gegen ihre Bank erhoben hatte. Infolge von Turbulenzen auf den Finanzmärkten im Jahr 2018 unterliegen die von einem Unternehmen bei einer Schweizer Bank gehaltenen Devisenpositionen erheblichen Wertschwankungen, was zu einer unzureichenden Deckung des Kontos führt. Am 10. August 2018 richtete die Bank eine Margin-Forderung an das Unternehmen, das dieser nicht[...]

Diebstahl von Bankdaten und Geldwäsche

Verurteilung eines ehemaligen Bankangestellten

In einem Urteil 6B_45/2021 vom 27. April 2022 bestätigte das Bundesgericht die (in Abwesenheit ausgesprochene) Verurteilung eines ehemaligen Bankangestellten - wir nennen ihn Albert - wegen wirtschaftlichen Nachrichtendienstes (Art. 273 StGB) und Geldwäscherei (Art. 305bis StGB). Kurz gesagt wurde Albert vorgeworfen, zwischen 2005 und 2012 Kundendaten gesammelt und gestohlen zu haben, bevor er sie im Sommer 2012 an die deutschen Behörden verkaufte. Anschließend eröffnete er im August 2012 ein Konto bei einer Bank in Spanien und zu einem unbestimmten Zeitpunkt[...]

Rechenschaftspflicht

Der zweite Akt des Rechts auf Information

Welche Informationen kann eine Kundin von ihrer Bank in einem Streitfall über einen Margin Call erhalten? Das Bundesgericht hatte sich kürzlich im Urteil 4A_599/2019 (kommentiert in cdbf.ch/1190/) mit dieser Frage befasst. Nun sieht es sich im Urteil 4A_436/2020, das denselben Sachverhaltskomplex betrifft, erneut mit dieser Frage konfrontiert. Im Oktober 2012 eröffnete eine libanesische Gesellschaft ein Konto bei einer Schweizer Bank. Die Kundin investiert in "hausgemachte" OTC-Optionen und strukturierte Produkte, die von der Bank, die auch als Gegenpartei fungiert, konzipiert und[...]

Rechenschaftspflicht

Welche Verpflichtungen hat der Geber von Retrozessionen ?

Das Bundesgericht hat kürzlich den Umfang der Rechenschaftspflicht einer Bank gegenüber ihrem Kunden untersucht, und zwar nicht im Zusammenhang mit Retrozessionen, die die Bank erhalten hat (eine Frage, die Gegenstand einer umfangreichen Rechtsprechung war, siehe cdbf.ch/1145), sondern im Zusammenhang mit Retrozessionen, die die Bank an einen Dritten gezahlt hat (BGer 4A_436/2020 vom 28. April 2022). Dieses Urteil steht im Zusammenhang mit den vertraglichen Beziehungen, die eine libanesische Gesellschaft (Kundin) mit einer Schweizer Bank (execution only-Beziehung) und mit einer libanesischen Bank[...]

Real Estate Asset Swap

Eine eigene steuerneutrale Umstrukturierung für Vorsorgeeinrichtungen

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_380/2021 vom 28. Februar 2022 untersucht das Bundesgericht einen Fall, in dem mehrere Immobilien von einer Einrichtung der beruflichen Vorsorge auf eine Investmentstiftung übertragen wurden, deren Anleger ausschließlich aus Vorsorgeeinrichtungen bestehen. Eine Vorsorgeeinrichtung besitzt einen umfangreichen Immobilienbestand, insbesondere im Kanton Zürich. Sie möchte ihren Immobilienbestand auf eine Anlagestiftung - die ebenfalls der beruflichen Vorsorge gewidmet ist - übertragen und dafür Beteiligungsrechte am Vermögen der Stiftung erhalten. Die Transaktion wird in Form einer Vermögensübertragung (Art.[...]

Standby Letter of Credit

Betrug, Strafprozess und Aussetzung des Zivilverfahrens

In einem Urteil 4A_66/2022 vom 25. März zu einem Standby-Akkreditiv entschied das Bundesgericht, dass die Existenz eines Strafprozesses, der sich potenziell gegen den Begünstigten des Standby-Akkreditivs richtet, eine Aussetzung des Zivilprozesses rechtfertigt, in dem die Begründetheit der Forderung nach dem Standby-Akkreditiv geklärt werden soll. Eine Bank wurde beauftragt, mehrere Standby-Akkreditive ("LCS") an einen langjährigen Kunden auszustellen. Ziel war es, dem Begünstigten die Zahlung des vereinbarten Preises für Kohlelieferungen durch C ("C") zu garantieren. Der Begünstigte nahm zwei LCS in Höhe[...]

Bankhaftung

Der Kauf von strukturierten Produkten ohne vorherige Genehmigung des Kunden

Muss die Bank in einer Execution-Only-Bankbeziehung zwangsläufig den Verlust des Kunden ersetzen, wenn sie Wertpapiere erwirbt, ohne zuvor dazu ermächtigt worden zu sein? Das Urteil 4A_469/2020 beantwortet diese Frage mit Nein. Im April 2005 eröffnete ein Kunde ein Konto bei einer Bank in Lugano und unterzeichnete zu diesem Zweck die Allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie eine Restbankklausel. Nach der Eröffnung der Bankbeziehung investierte der Kunde über einen Berater einer anderen Bank in Aktienfonds. Am 26. Juli 2007 verkaufte die Bank im Auftrag[...]

Kollektive Kapitalanlagen

Von einer Fondsleitung zur anderen

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 2C_624/2021 vom 28. März 2022 befasst sich das Bundesgericht mit der Frage der Erhebung von Handänderungssteuern, wenn ein vertraglicher Anlagefonds die Fondsleitung wechselt. Der Fall betrifft konkret einen Immobilienfonds, der qualifizierten Anlegern vorbehalten ist. Ein Vertrag sieht vor, dass die Geschäftsführung im Jahr 2019 "unentgeltlich" von der Alten AG auf die Neue AG übertragen wird. Der Vertrag legt außerdem fest, dass die neue Geschäftsführung die alte Geschäftsführung als Schuldnerin der Hypothekenschulden des Fonds ersetzt.[...]

Gold imports into Switzerland

Does tax secrecy stand in the way of transparency ?

Switzerland's four largest gold importers can rest assured: tax secrecy should (again) prevail over transparency, according to Federal Administrative Court ruling A-741/2019 of March 16, 2022. At the root of this case is the Society for Threatened Peoples. In 2018, this association submitted a request to the Federal Office of Customs and Border Protection (FOCB) based on the Transparency Act (LTrans). It wished to obtain complete statistics on gold imports by the four largest importers, including quantities, broken down by[...]

Gemeinsame Konten

Widersprüchliche Anweisungen, wer hat Vorrang ?

Wie sollte eine Bank auf widersprüchliche Anweisungen reagieren, die im Abstand von einigen Stunden von den Mitinhabern eines Gemeinschaftskontos erteilt werden? An welchen Inhaber muss sie sich halten? Im Urteil 4A_630/2020 klärt das Bundesgericht die Rechte und Pflichten einer Bank, die widersprüchliche Überweisungsaufträge in Bezug auf ein Gemeinschaftskonto erhält. Ein Vater und sein Sohn eröffnen bei einer Bank ein Gemeinschaftskonto, auf dem jeder Einzelzeichnungsbefugnis hat. Das Guthaben auf diesem Konto beläuft sich auf ca. EUR 20'000'000. Am Morgen des 5.[...]

Administrative Rechtshilfe

Die Informationen über einen unwiderruflichen und diskretionären Trust sind relevant

Indien bittet die Schweiz um Auskünfte über Anne. Diese soll über Truststrukturen ein Konto bei der Bank „B.“ haben. Nach einer verfahrenstechnischen Wechselfolge willigt die ESTV ein, ihrer Gegenpartei die Information zu übermitteln, dass die betroffene Person «beneficiary of the overlying trust of the company holding the account with the number xxx […]» ist. Anne focht diese Entscheidung vor dem Bundesverwaltungsgericht an, das ihrer Klage nur teilweise stattgab. Da sie weiterhin unzufrieden ist, wendet sie sich an das Bundesgericht (2C_936/2020 vom[...]

Anlagefonds

Delegation von Aufgaben an einen externen Manager und Arbeitsvertrag

In den Urteilen 4A 365/2021, 4A 366/2021, 4A_367/2021 und 4A 368/2021 befasst sich das Bundesgericht mit dem Vertragsverhältnis zwischen einer Vermögensverwaltungsgesellschaft und externen Managern: in casu wird das Vertragsverhältnis als Arbeitsvertrag eingestuft, obwohl der Arbeitgeber versucht, es unter dem Gesichtspunkt der Aufgabenübertragung anders zu bewerten. Vier Vermögensverwalter wenden sich an eine Vermögensverwaltungsgesellschaft, um eine Kooperationsvereinbarung zur Gründung und Verwaltung eines Investmentfonds zu treffen. Die Gesellschaft verfügt über eine Genehmigung der FINMA zur Verwaltung und Vertretung von Investmentfonds. Zu diesem Zweck[...]

Zahlungsdienste

Viktor Vekselberg gegen PostFinance

Im Anschluss an die US-Sanktionen gegen Russland wegen der Annexion der Krim prüft das Bundesgericht in seinem Urteil 4A_84/2021 den Umfang der Gründe, die eine Verweigerung der Zahlungsdienste der Grundversorgung der Post rechtfertigen. Im April 2018 wurde Viktor Vekselberg, russischer Staatsbürger und in der Schweiz wohnhaft, vom US Office of Foreign Assets Control (OFAC) im Rahmen der Sanktionen gegen Russland auf die Liste der Specially Designated National and Blocked Persons (SDN) gesetzt. Diese Sanktionen verbieten es insbesondere U.S. Persons, Transaktionen[...]