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Jurisprudence

Haftung der Bank

Margin Call und Verwertung von Vermögenswerten, ein strafrechtliches Risiko für die Bank ?

Kann sich eine Bank der ungetreuen Geschäftsführung im Rahmen der Verwertung von Vermögenswerten nach einem Margin Call schuldig machen? Sind die von der Bank übermittelten Transaktionsbestätigungen Wertpapiere mit erhöhtem Beweiswert im Sinne von Art. 251 StGB? In seinem Urteil 6B_1381/2021 verneint das Bundesgericht beide Fragen. Ein Kunde schloss 2015 mit seiner Bank einen Execution Only-Vertrag für den Handel mit Optionen und Futures ab. Dieser Vertrag verpflichtet den Kunden insbesondere, jederzeit den Margenbedarf zu decken, den die Bank aufgrund der eingeleiteten[...]

Mandatsvertrag

Auslegungsfrage zu einer halben Million, 1 oder 100 Call-Optionen ?

Juristen würden sich nur auf das Verb konzentrieren. Die weit verbreitete Meinung ist fast richtig, aber falsch: Sie sind auch von Handlungen begeistert. Der zentrale Artikel 18 Abs. 1 OR in unserer Rechtsordnung veranschaulicht dies, wenn er besagt, dass die tatsächliche und gemeinsame Absicht der Parteien Vorrang vor ihren ungenauen Äußerungen hat. Die Bevorzugung des Vorrangs des Willens ist übrigens nichts, was der Schweiz eigen ist. Als Erbe des römischen Rechts ist sie konsequenterweise eines „der dominierenden Merkmale der großen[...]

Klägerstellung

Wie steht es um die übernehmende Gesellschaft ?

Im Urteil 1B_537/2021 prüft das Bundesgericht die Frage, ob die übernehmende Gesellschaft im Rahmen einer Vermögensübertragung im Sinne von Art. 69 ff. FusG die Klägerstellung der übertragenden Gesellschaft erwirbt. Am 15. Dezember 2017 reichte eine Stiftung wegen Handlungen, die im Rahmen der Verwaltung der Stiftung von 2012 bis 2017 begangen wurden, Strafanzeige gegen ihren ehemaligen Generalsekretär ein. Die Staatsanwaltschaft leitete daraufhin eine Untersuchung wegen ungetreuer Geschäftsführung (Art. 158 StGB), Urkundenfälschung (Art. 251 StGB) und ungetreuer Verwaltung öffentlicher Interessen (Art. 314[...]

Versiegelungsverfahren

Die Bank ist aus dem Spiel

Der Bank, gegen deren Mitarbeiter wegen Verletzung der Meldepflicht (Art. 9 und 37 GwG) ermittelt wird, wird der Weg der Versiegelung versperrt. Das Bundesgericht (BGer) hat dies in zwei (erstaunlicherweise) ähnlichen Fällen entschieden, die Gegenstand von drei Urteilen waren, das erste vom 14. Dezember 2021, die beiden zweiten Das Bundesgericht (BGer) hat dies in zwei (erstaunlicherweise) ähnlichen Fällen entschieden, die Gegenstand von drei Urteilen waren, das erste vom 14. Dezember 2021, die beiden zweiten vom 20. Dezember 2021 (1B_49/2021, 1B_461/2021[...]

Aktivlegitimation

Asset Purchase Agreement und Klage gegen den Verwalter

In dem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 4A_36/2021 befasste sich das Bundesgericht mit der Frage der aktiven Legitimation des Gläubigers im Rahmen einer Verantwortlichkeitsklage (Art. 754 OR). Es stellte sich nebenbei die Frage nach den Auswirkungen der Forderungsabtretung und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für den ursprünglichen Anspruchsberechtigten. Eine Investmentgesellschaft mit variablem Kapital mit Sitz auf den Kaimaninseln hält mehrere Teilfonds. Diese Teilfonds sind eigenständig, haben aber keine Rechtspersönlichkeit. Einer dieser Teilfonds ist an Immobilienprojekten in Afrika beteiligt (im Folgenden: der[...]

Veröffentlichungsverbot

Sind die Protokolle des Verwaltungsrats schutzwürdig ?

Welchen Verfahrensschutz kann den Protokollen des Verwaltungsrats (und anderen internen Informationen) einer Bank gewährt werden? Im BGE 148 III 84 (4A_58/2021) präzisiert das Bundesgericht die Reichweite der Massnahmen, die ein Zivilgericht anordnen kann, um die schutzwürdigen Interessen einer Partei zu wahren. Eine Gesellschaft aus Guernsey verklagt eine Schweizer Bank auf Schadenersatz vor dem Zürcher Handelsgericht. In ihrer Klageantwort beantragt die Bank, der Gesellschaft unter Androhung der Strafe nach Art. 292 StGB zu verbieten, verschiedene in ihrer Klageantwort und in den[...]

Bankverträge

Algorithmischer Handel und Market Making

Ist der Einsatz eines algorithmischen Handelsprogramms als Stellvertretung im Sinne von Art. 398 Abs. 3 OR anzusehen? Verletzt der Beauftragte seine Informationspflicht, wenn er seinen Auftraggeber nicht regelmässig über den Verlauf des Market Making informiert? Das Bundesgericht verneint beide Fragen im Urteil 4A_305/2021. Eine Gesellschaft israelischen Rechts schliesst einen Mandatsvertrag mit einer Schweizer Bank ab. Gemäss diesem Vertrag verpflichtet sich die Bank, auf eigene Rechnung und Gefahr den Handel mit den Namenaktien der auftraggebenden Gesellschaft zu betreiben, um eine Unterbrechung[...]

Amtshilfe in Steuersachen

Ernsthafte Zweifel an der Identität der betroffenen Person

Indien richtet ein Amtshilfeersuchen an die Schweiz. Das Ersuchen betrifft offenbar Alain. Dieser hat seinen Vater (den verstorbenen Denis) verloren. Dieser Umstand wird zu Verwirrung führen: Interessiert sich Indien für Alain oder für die Erbengemeinschaft des verstorbenen Denis? Bevor wir dieser Frage nachgehen, stellen wir fest, dass in der Schweiz drei Bankkonten als relevant identifiziert wurden. Alain und der verstorbene Denis waren Mitinhaber des Kontos Nummer 1. Die Firma „C.“ ist Inhaberin des Kontos Nummer 2, an dem Alain wirtschaftlich[...]

Haftung

Eine hochriskante Vermögensverwaltung geht schief

In seinem Urteil 4A_263/2021 analysiert das Bundesgericht die Haftung einer Vermögensverwaltungsgesellschaft nach Art. 55 OR. Diese hatte einen Vermögensverwalter als externen Manager eingestellt, der eine riskante Anlagestrategie verfolgte. Diese führte zu erheblichen Verlusten für den Kunden. Im März 2008 eröffnete der Kunde ein Konto bei einer ersten Schweizer Bank und vertraute die Verwaltung seines gesamten Vermögens einem auf Derivate spezialisierten Trader (Händler) an. Im Mai 2008 erlitt der Kunde erhebliche Verluste. Nach Angaben des Vermögensverwalters waren diese auf einen Defekt[...]

Internationale Sanktionen

Verweigerung der Ausführung einer Kundenanweisung

In einem Urteil vom 6. August 2021 (4A_659/2020) hat das Bundesgericht die Fälle präzisiert, in denen sich eine Bank auf internationale Sanktionen berufen kann, die in der Schweiz nicht anerkannt sind, um die Ausführung einer Kundenanweisung zu verweigern. Am 6. August 2013 eröffnet eine panamaische Gesellschaft ein Bankkonto bei einer Schweizer Bank. An der Spitze der Beteiligungskette der Gesellschaft steht Herr Viktor Vekselberg, der die Gesellschaft indirekt kontrolliert. Darüber hinaus gibt die Gesellschaft an, dass Herr Viktor Vekselberg der wirtschaftlich[...]

Öffentliche Übernahmeangebote

Die Wiederherstellung der Angebotspflicht, eine fortdauernde Rechtsunsicherheit

Am 4. November 2021 erließ die Übernahmekommission eine Verfügung 795/01, in der der Aktionärsgruppe der Familie Hoffmann (im Folgenden: die Antragsteller) im Rahmen eines geplanten Rückkaufs eigener Aktien, die von Novartis gehalten werden, eine Ausnahme von der Angebotspflicht gewährt wurde. Um ihre Beteiligung zu reduzieren, hat die Firma Novartis Gespräche mit dem Verwaltungsrat von Roche aufgenommen, um den Rückkauf und die Annullierung von 53,3 Millionen Roche-Aktien zu veranlassen. Dadurch würde sich die Beteiligung der Kläger, die 45,01 % der Stimmrechte[...]

Übermittlung von Kundendaten in die USA

Verurteilung eines Vermögensverwalters

Die direkte Übermittlung von Kundendaten über den Atlantik durch einen Vermögensverwalter im Rahmen des Steuerstreits zwischen der Schweiz und den USA stellt eine unerlaubte Handlung für einen fremden Staat dar, die nach Art. 271 Ziff. 1 StGB strafbar ist. So entschied das Bundesgericht in einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil vom 1 November 2021 (6B_216/2020). Es ist das zweite Mal, dass sich die Richter von Mon Repos mit dieser Angelegenheit befassen. Die „erste Runde“ konzentrierte sich auf die Frage des subjektiven Tatbestands[...]

Begrenzung des versicherten Risikos

Vom Rückkauf eines amerikanischen Investmentfonds bis zu einem Versicherungsstreit in der Schweiz

In einem kürzlich ergangenen Urteil, das sich insbesondere mit der Auslegung eines Versicherungsvertrags befasste, musste das Bundesgericht den Umfang des versicherten Risikos im Lichte der Begriffe „primäre Begrenzung“ und „sekundäre Begrenzung des Risikos“ bestimmen (BGer 4A_72/2021 vom 28. September 2021). Eine Schweizer Holding erbringt über ihre Tochtergesellschaften Finanzdienstleistungen, darunter eine amerikanische Tochtergesellschaft. Um sich gegen Haftungsrisiken im Zusammenhang mit ihrer Geschäftstätigkeit abzusichern, schloss die Holding für sich und ihre Tochtergesellschaften einen Haftpflichtversicherungsvertrag mit einem englischen Versicherer ab. Im Jahr 2013[...]

Strafverfahren

Vorzeitige Verwertung beschlagnahmter Krypto-Assets

In einem zur Veröffentlichung bestimmten Urteil 1B_59/2021 vom 18. Oktober 2021 äussert sich das Bundesgericht erstmals zum Vorgehen der Strafbehörden bei der vorzeitigen Verwertung beschlagnahmter Krypto-Assets. Im Kanton Zürich wird gegen Alexis ein Strafverfahren wegen Geldwäscherei (Art. 305bis StGB) eröffnet. Im September 2019 beschlagnahmt die Staatsanwaltschaft Krypto-Assets des Beschuldigten, die bei der B. AG hinterlegt sind, zur Einziehung. Ein Jahr später erlässt die Strafverfolgungsbehörde eine Verfügung mit folgendem Tenor: B. SA wird angewiesen, die Krypto-Assets nach Rechtskraft des Urteils auf[...]

E-Forex Trading

Das Ende des Kursuntergrenze und der nicht ausgeführte Stop-Loss

Ist der Kunde, der online trading betreibt, ein Verbraucher? Ist die Bank, die einen Stop-Loss-Auftrag bei illiquidem Markt nicht sofort ausführen kann, für die Verluste des Kunden verantwortlich? In seinem Urteil 4A_54/2021 befasst sich das Bundesgericht mit diesen beiden Fragen, entscheidet aber nur eine davon. Im Jahr 2014 nutzt ein Kunde mit einer gewissen Erfahrung im Finanzbereich die IT-Plattform einer Waadtländer Bank, um auf die Veränderung des EUR/CHF-Kurses zu spekulieren. Der E-Forex-Vertrag, der akzeptiert werden muss, um Zugang zur Plattform[...]

Beschlagnahme unrechtmässiger Gewinne durch die FINMA

Zwischen Präzedenzfällen und Kasuistik

In einem Urteil vom 19. August 2021 (2C_530/2020) erinnerte das Bundesgericht an die Grundsätze für die Berechnung des beschlagnahmbaren Gewinns im Sinne von Art. 35 FINMAG. Eine von der FINMA als Verwalterin von kollektiven Kapitalanlagen im Sinne des KAG zugelassene Aktiengesellschaft X (die Zulassung ist seit der Übertragung der entsprechenden Bestimmungen vom KAG in das Finanzdienstleistungsgesetz als Verwalterin von Kollektivvermögen bekannt) hatte mit einer in Genf ansässigen Aktiengesellschaft Y Geschäftsvermittlungsverträge abgeschlossen. Der Gründer der Gesellschaft Y wurde am 8. Februar[...]

Korruptionsbehafteter Vertrag

Hat der Vermittler das Recht, sein Honorar zu behalten ?

In einem Urteil 6B 379/2020 zur Veröffentlichung legt das Bundesgericht die Bedingungen dar, unter denen das Honorar des Vermittlers im Rahmen eines Korruptionsplans beschlagnahmt werden kann (Art. 70 und 71 StGB). Die brasilianischen und schweizerischen Strafverfolgungsbehörden führten jeweils ein Verfahren gegen Alexis, einen Vermittler im Rahmen der Vergabe von Betriebsverträgen durch Petrobras an B. Inc. und C. BV. mit einem geschätzten Gesamtwert von 2.680.000.000 USD. Auf Veranlassung der Direktoren des staatlichen Unternehmens zahlten B. Inc. und C. BV. ihnen Bestechungsgelder[...]

Bankgarantien

Der Genfer Gerichtshof erkennt einen Fall missbräuchlicher Berufung an

In einer Entscheidung vom 24. November 2020 (ACJC/1653/2020) hat der Genfer Gerichtshof über die Gültigkeit einer Zahlungsaufforderung im Rahmen einer Bankgarantie entschieden. Die Besonderheit des Urteils besteht darin, dass die Forderung nicht vom Begünstigten selbst, sondern von einem Drittübernehmer stammte, der später mit dem Auftraggeber fusionierte. Das Gericht kam im Wesentlichen zu dem Schluss, dass die Inanspruchnahme der streitigen Garantie nicht nur formal nicht konform, sondern auch missbräuchlich war. Der zumindest verworrene Sachverhalt lässt sich wie folgt zusammenfassen: D („Auftraggeber“)[...]

Kreditkarte

Missbrauch durch den Arbeitnehmer

Begeht ein Arbeitnehmer, der eine Firmenkreditkarte für private Zwecke verwendet, einen Vertrauensmissbrauch zum Nachteil seines Arbeitgebers? Diese Frage beantwortet das Bundesgericht in einem Urteil 6B_701/2020 vom 11. Juni 2021 mit Ja. Eine Bank stellt einer Direktionssekretärin eine Kreditkarte auf ihren Namen und zur ausschließlichen Nutzung aus, damit sie ihre beruflichen Ausgaben selbstständig begleichen kann. Jeden Monat erhält die Mitarbeiterin einen Kontoauszug, dessen Richtigkeit sie überprüfen muss, bevor sie ihn zur Kontrolle und Genehmigung an ihren Vorgesetzten weiterleitet. Wenn sie ihre[...]

Bankverträge

Edelmetallrückerstattungsklage (Akt II)

In seinem Urteil 4A_223/2021 vom 26. August 2021 urteilt das Bundesgericht über eine Klage zum Schutz klarer Fälle bezüglich der Übergabe von 299 Unzen physischem Gold. Dieser Rechtsstreit führte bereits zu einem Urteil des Bundesgerichts, das die Sache zur erneuten Entscheidung über die Anwendung der clausula rebus sic stantibus an das Obergericht des Kantons Aargau verwies (4A_263/2019 vom 2. Dezember 2019, kommentiert in cdbf.ch/1109/). Mit rechtskräftigem Urteil vom 14. April 2020 verurteilt das Kantonsgericht die Bank, die 299 Unzen Gold[...]